Die NZZ veröffentlichte einen Artikel zu unserer Studie zur Entwicklungszusammenarbeit der DACH-Region. Die Ergebnisse der Studie, basierend auf Daten aus dem Jahr 2022, sind aufschlussreich und zeigen, dass insbesondere Deutschland und die Schweiz viel Potenzial haben, um weiterhin als Vorreiter in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zu agieren. Österreich hingegen fällt im Vergleich deutlich zurück.
Die globale Zusammenarbeit ist in Zeiten multipler Krisen wie der Klimakatastrophe, politischen Konflikten und Pandemien wichtiger denn je. Die DACH-Staaten, als wirtschaftlich starke und stabile Länder, müssen ihre Rolle ernst nehmen und durch innovative Ansätze in der Entwicklungshilfe globale Stabilität fördern.
Öffentliche Entwicklungshilfe: Wer führt, wer bleibt zurück?
Unsere Studie zeigt, dass Deutschland mit einer ODA-Quote von 0,83 % des Bruttonationaleinkommens (BNE) weit vorne liegt, während die Schweiz 0,59 % und Österreich lediglich 0,39 % des BNE aufbringen (Zahlen von 2022). Der von der UNO angestrebte Standard von 0,7 % des BNE wird von beiden Letzteren verfehlt – eine verpasste Chance, einen signifikanten Beitrag zur globalen Gerechtigkeit zu leisten.
Ein wichtiger Indikator für die Effektivität der Hilfe ist die "Country Programmable Aid" (CPA), also der Anteil der Hilfe, der direkt in Empfängerländer fliesst. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede: In der Schweiz macht die CPA 40,5% der gesamten ODA aus, in Deutschland 38,9%, während in Österreich nur 13,5% als CPA gelten.
Qualität der Hilfe – nicht nur Quantität zählt
Ein wesentlicher Faktor für die Effektivität der Entwicklungshilfe ist, wie viel der Mittel tatsächlich ungebunden ist, also ohne Konditionen vergeben wird. Während die Schweiz hier mit 97 % fast ideale Werte aufweist, sind es in Deutschland 82,4 % und in Österreich lediglich 60 %. Gebundene Hilfen schränken die Empfängerländer stark ein und erhöhen die Projektkosten, was ihre Wirksamkeit mindert.
Interessanterweise macht in Österreich ein hoher Anteil von 20,4% der ODA sogenannte "Imputed Student Costs" aus - Kosten für Studierende aus Entwicklungsländern an österreichischen Universitäten. Dies reduziert den Anteil der Mittel, die direkt in Entwicklungsländer fliessen.
Fokus auf die Ärmsten: Wo bleibt Österreich?
Entwicklungshilfe muss dort ansetzen, wo sie den grössten Effekt erzielen kann – in den am wenigsten entwickelten Ländern (LDCs). Hier zeigt sich, dass Deutschland und die Schweiz mit 0,11 % bzw. 0,13 % des BNE bereits fast die von der UNO empfohlene Untergrenze von 0,15 % erreichen. Österreich liegt mit 0,07 % weit darunter und fokussiert sich stattdessen stark auf Länder mit mittlerem Einkommen wie die Türkei und Serbien.
Globale Gesundheit: Eine gemeinsame Herausforderung
Die globale Gesundheit ist ein Bereich, der für die Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) von zentraler Bedeutung ist. Hier schneiden die Schweiz und Deutschland mit 13 % der ODA im Mittelfeld ab, während Österreich mit 6 % weit zurückliegt. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zahlen für 2021 aufgrund der COVID-19-Pandemie höher ausgefallen sind und in Zukunft möglicherweise wieder sinken werden.
Empfehlungen für die Zukunft
Unsere Analyse verdeutlicht, dass vor allem Österreich seine Anstrengungen erheblich steigern muss, um mit seinen Nachbarländern mithalten zu können. Die ODA-Quote, der Anteil ungebundener Hilfen und der Fokus auf LDCs sind klare Handlungsfelder. Auch in Deutschland und der Schweiz gibt es Potenzial, vor allem im Bereich der globalen Gesundheit und der ungebundenen Hilfen weiter Fortschritte zu erzielen.
Die DACH-Länder haben die Chance, eine Vorreiterrolle in der globalen Entwicklungszusammenarbeit einzunehmen und den Wandel zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt aktiv mitzugestalten. Jetzt ist die Zeit für mutige Entscheidungen und konsequentes Handeln.
Quelle: Dieser Blog basiert auf unserem ausführlichen Policy Paper "Entwicklungszusammenarbeit der DACH Region - Ein Dreiländervergleich: Deutschland, Schweiz & Österreich"
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